Social Jetlag – die fehlende Übereinstimmung von biologischer und sozialer Zeit

Bei den bevorzugten Zeiten des Schlafes und ihrer Aktivität weisen die Menschen große Unterschiede auf.

Der sogenannte „Chronotyp“ wird weitgehend von der zirkadianen Uhr reguliert (mehr über zirkadiane Störungen).

Bei der Verteilung der Chronotypen spielen sowohl genetische Variationen als auch Umwelteinflüsse eine Rolle. So gibt es die extremen Frühaufsteher und die extrem spät aktiven Menschen. Die Mehrheit der Menschheit liegt zwischen diesen Extremen.

Soziale Zeitpläne (z. B. Schule und Arbeit) stehen oft zum Widerspruch zu den individuellen Schlafpräferenzen in der Mehrheit der Bevölkerung. Späte Chronotypen zeigen die größten Unterschiede im Schlafzeitpunkt zwischen Arbeittagen und freien Tagen. Die kann zu erheblichen Schlafdefiziten an Arbeitstagen führen. An freien Tagen müssen diese Schlaflücken kompensiert werden.

Die Diskrepanz zwischen der Schlafhygiene an Arbeitstagen (soziale Zeiteinteilung) und an freien Tagen (natürliche, biologische Zeiteinteilung) lässt sich als „sozialer Jetlag“ bezeichnen. Hier [Anm.: in der zitierten Studie] untersuchen wir, wie Schlafqualität und psychisches Wohlbefinden mit individuellem Chronotyp und / oder sozialem Jetlag zusammenhängen. Insgesamt 501 Freiwillige füllten den Münchner ChronoType-Fragebogen (MCTQ) sowie zusätzliche Fragebögen aus:

  • Schlafqualität (SF-A)
  • aktuelles psychisches Wohlbefinden (Basler Befindlichkeitsbogen)
  • retrospektives psychologisches Wohlbefinden die letzte Woche (POMS) und
  • Konsum von Stimulanzien (z. B. Koffein, Nikotin und Alkohol)

Die Zusammenhänge zwischen Chronotyp, Wohlbefinden und dem Konsum von Stimulanzien sind bei Teenagern und jungen Erwachsenen bis zum Alter von 25 Jahren am stärksten. Die auffälligste Korrelation besteht zwischen Chronotyp und Tabakabusus. Unter den späten Chronotypen aller Altersgruppen (mit Ausnahme derjenigen im Ruhestand) sind deutlich mehr Rauche.

Wir zeigen, dass diese Korrelationen höchstwahrscheinlich eine Folge des sozialen Jetlags sind, also der Diskrepanz zwischen sozialem und biologischem Zeitplan. Unsere Ergebnisse lassen es sinnvoll erscheinen, Arbeitszeiten, Schulpläne und Stundenpläne nach Möglichkeit an den Chronotyp anzupassen.

Basisartikel für diese sinngemäße Übertragung:

Social jetlag: misalignment of biological and social time

Marc Wittmann 1, Jenny Dinich, Martha Merrow, Till Roenneberg
PMID: 16687322 DOI: 10.1080/07420520500545979